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Philosophie frei Haus, Kölnische Rundschau vom 13.10.2006

Der Bonner Markus Melchers bietet Beratung mit "Sinn auf Rädern"
VON BARBARA BUCHHOLZ,
Markus Melchers bringt die Liebe zur Weisheit unter die Leute. Er ist mobiler praktischer Philosoph. Wer seine Nummer wählt, bekommt erhellende Gespräche an jeden gewünschten Ort geliefert. Melchers beschreibt seinen Beruf so: „Der Philosophische Praktiker stellt das sehr lang überlieferte Wissen in der Philosophie dem gegenwärtigen Menschen zur Verfügung und versucht, dieses Wissen in das genau jetzt gelebte Leben einzubinden.“
Philosophie für jedermann bietet Melchers mit den Philosophischen Cafés, die er in Bonn und Umgebung moderiert. Zwar gibt es deutschlandweit eine Menge solcher sinnsuchenden Diskussionsrunden.

100. Ausgabe des Philocafés Doch die von Markus Melchers im Bonner Kulturbistro „Pauke“ findet nächste Woche schon zum 100. Mal statt - in ungebrochener monatlicher Serie. Zur Debatte standen seit Juli 1998 Themen wie der Wert des Privaten, das Schicksal sowie die Kombination von Politik und Ehrlichkeit. Kommenden Freitag fragt Melchers: „Was ist Wahrheit?“

Abgesehen von den Philocafés vertreibt Melchers mit „Denken schenken“ eine Geschäftsidee, die recht erfolgreich ist. So wird er zu runden Geburtstagen als Salonmoderator oder philosophischer Redner geladen. Lukrativ sind auch Vorträge auf medizinischen Lehrveranstaltungen. Außerdem berät Melchers Pflegepersonal und Ärzte einer Hospizgruppe, indem er mit ihnen konkrete Situationen aus ihrem Arbeitsalltag anhand verschiedener Ethikmodelle diskutiert.
Markus Melchers hat sein Unternehmen „Sinn auf Rädern“ 1998 gegründet.

Mittlerweile kann er als freischaffender Philosoph leben, indem er verschiedene Nachfragen bedient. Vor allem besteht seine Arbeit darin, mit seinen Gastgebern, wie er seine Klienten bezeichnet, Probleme zu klären, etwa Fragen wie „Muss ich meinem Mann sofort sagen, dass ich plane, ihn zu verlassen - nach 30 Jahren Partnerschaft? Ist ein solches Schweigen ein Belügen?“

Wer einen Philosophischen Praktiker um Hilfe bittet, meint Melchers, wünscht eine gänzlich andere Perspektive als etwa aus dem Freundes- und Bekanntenkreis. Und gerade nicht die eines Psychologen oder Psychotherapeuten. Einen „Fahrplan“ gebe es nicht für solche Beratungen. Zum Kern eines Problems stoße man meist im Verlauf einer Unterhaltung, bei der also der Weg das Ziel ist: „Das philosophische Gespräch darf durchaus mäandern“, sagt Markus Melchers.

Seine „geistige Lebenshilfe“ leistet er auch am Telefon; meist lässt sich aber in ein ruhiges Café, ins Museum oder auf einen Spaziergang zum Gespräch bitten. Das findet er sogar sehr passend. Schließlich halfen schon die Peripathetiker, antike Philosophen der Schule des Gehens, ihren Gedanken auf diese Weise auf die Sprünge.

Die fernmündliche Beratung in Lebens- oder Sinnkrisen kostet etwa einen Euro die Minute, bei persönlichen Besuchen wird auch die Anfahrt berechnet, mit dem Fahrrad oder der Bahn, denn den Führerschein hat der mobile Philosoph nie gemacht.




      © Sinn auf Rädern/BelKom