Leben und Denken reflektieren, interpretieren und diskutieren 19.03.2024
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Rauschhaft und wild, ungezügelt und ekstatisch; Dürener Zeitung vom 14.01.2010

Arbeiter, Dieb, Mörder, Vater, Trinker, Dauerverliebter, Weltreisender, Lebensberater: Beim 3. Philosophischen Foyergespräch mit Markus Melchers dreht sich alles um den Roman „Alexis Sorbas“.


Düren. Gleich zu Beginn macht der Bonner Philosoph Markus Melchers bei seinem philosophischen Hausbesuch zwei Geständnisse: Erstens  habe er die Aufführung im Haus der Stadt nicht gesehen, und zweitens werde er von der üblichen Lesart abweichen und den weltbekannten Roman  „Alexis Sorbas“ von Nikos Kazantzakis nicht (nur) als Nietzsche-Interpretation diskutieren. Anknüpfend an die Ballett-aufführung „Zorba il Greco (Alexis Sor-bas) des Corps de Ballet der Nationaloper Sofia im Dezember hatte das Theater im Haus der Stadt zu einem weiteren Foyergespräch unter dem Motto „Philosophie trifft Theater“ eingeladen.


„Nietzsche ist nicht alles“


„Nietzsche ist nicht alles. Nicht im Roman und auch nicht im Leben“, sagte Melchers. Das Rauschhafte, Wilde, Ungezügelte und Dionysische sei nur eine Seite der Romanfigur. Sorbas sei  Arbeiter, Dieb, Mörder, Vater, Trinker, Dauerverliebter, Weltreisender, Lebensberater und vieles andere zugleich. Ihn allein aus der Nietzsche-Perspektive heraus zu interpretieren, würde der Figur nicht gerecht. „In der rückhaltlosen Bejahung des Lebens, die auch den Tod nicht ausblendet, zeigen sich auch die klassischen Positionen der griechischen Philosophie“, erklärte Melchers.

Sorbas sei kein analytischer Denker, kein Philosoph in Reinform. Die Romanfigur enthalte viel Rationali-tätsmomente. Sorbas sei Stoiker, wenn es um die Ordnung in der Welt geht: In ihm finden sich aristotelische Züge ebenso wie Ansätze von Epikur und anderen Klassikern der Philosophie.

Mit Denkanstößen und charmant-provokant gestellten Thesen gelang es, die Diskussion trotz der mit nur sieben Besuchern geringen Publikumsresonanz zum Gedankenaustausch zu machen. (elfa)

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