Leben und Denken reflektieren, interpretieren und diskutieren 19.03.2024
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Neunzig Minuten Philosophie satt, blick aktuell (Vallendar) vom 18.05.2017
Der freie Wille – gibt es ihn?
Zweites Philosophisches Café in der Residenz Humboldthöhe
Lebhafte Diskussionen beim Philosophischen Café. Residenz Humboldthöhe
Vallendar. Die Veranstaltungsleiterin der Residenz Humboldthöhe, Dagmar Hett, freute sich, dass sie am 25. April gut fünfzig philosophieinteressierte Gäste begrüßen konnte. Es habe sich wohl herumgesprochen, so Dagmar Hett, dass die neue Veranstaltungsreihe nicht nur unterhaltsam und lehrreich ist, sondern dass die Besucher gedanklich etwas Wertvolles mit nach Hause nehmen können.

Die Veranstaltungsreihe ist offen für jedermann und somit sind Gäste von außerhalb der Residenz gern gesehen. Und wie es sich für ein richtiges Café gehört, gibt es natürlich auch Kaffee und leckere frischgebackene Waffeln in verschiedenen Variationen.
Zu Gast war, wie schon im März, der Philosoph Markus Melchers. Er betreibt in Bonn seit 1998 eine philosophische Praxis.

Haben wir einen freien Willen?

...oder ist unser Handeln das Produkt unserer biologischen Konsequenz? „Haben wir einen freien Willen?“, fragte der studierte Mann die Anwesenden und als Gesprächsimpuls fügte er seiner Frage noch zwei Zitate hinzu. Dann hieß es: „Jetzt sind Sie dran“.

Das ließen sich die Gäste nicht zweimal sagen. Schnell kam ein reger Meinungsaustausch zustande. Mit zu diskutieren ist beim philosophischen Café keine Pflicht.
Man kann auch einfach nur zuhören und staunen, auf welche gedanklichen Spuren man selber und andere kommen. Der Philosoph stellte Thesen auf, formulierte Herausforderungen, fasste Gesagtes zusammen. Das macht er geschickt und auch recht unterhaltsam, denn manchmal provoziert er ganz bewusst.

Wo hört der freie Wille auf?

Habe ich einen freien Willen, oder habe ich nur das Gefühl, einen freien Willen zu haben? Ist der freie Wille etwa eine Illusion, weil ich biologisch vorprogrammiert bin? Sind die Handlungen, die wir begehen, gesteuert, sozusagen das Produkt biologischer Konsequenzen? Man konnte sich zunächst auf eine Aussage einigen.
Der freie Wille habe eine mögliche Grenze dort, wo der freie Wille des Anderen beginnt. Schnell kam die Frage nach Gott, dem Schicksal, einer Vorbestimmung auf. Das Leben an sich habe Schranken und jeder weiß, dass man nicht alles tun und erreichen kann, was man möchte. Die Gesellschaft habe Regeln zum Miteinander leben und natürlich sind wir für unser Handeln verantwortlich. Es sei ganz klar, dass man eine Handlung beginnen und diese jedoch auch unterbrechen kann, wenn sie mir, meinem Gewissen, meinem Sein, widerspricht. Das spreche dafür, dass der Mensch einen freien Willen habe. Zudem habe man Handlungsalternativen, die Möglichkeit Manipulation aufdecken, sich dieser entgegenstellen.

Doch je nach Denkansatz ist die Antwort nach der Existenz eines freien Willens unterschiedlich. Das macht auch die große Bandbreite und den Reichtum der philosophischen Lehre aus.
Zum Schluss zitierte Markus Melchers den Philosophen Peter von Matt: „Kaum ist das Denken frei, wird die Freiheit auch schon verschieden gedacht“.
BUZ
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