Markus Melchers arbeitet als ambulanter Wahrheitsfinder. Bonhoeffer-Haus eröffnet „Philosophisches Café“ Das Glück hat viele Gesichter.
Jülich. Als erstes fällt seine feste, klare Stimme auf, der die Besucher gerne lauschen. Wer den „Dienstleister“ Markus Melchers ordert, erhält keine Pizza, sondern geistiges Futter. Sein Service-Unternehmen „Sinn auf Rädern“ lieferte jetzt Wahrheiten und Weisheiten ins Dietrich-Bonhoeffer-Haus. Der ambulante Philosoph aus Bonn suchte Antworten auf die Frage „Was ist Glück?“ zu geben. Die Verantwortlichen des Evangelischen Erwachsenenbildungswerkes des Kirchenkreises Jülich veranstalten in diesem Jahr vier Abende mit dem Geisteswissenschaftler zu praktisch anwendbaren Lebensreflexionen. Elke Bennetreu begrüßte die Gäste und den philosophischen Praktiker.
„Philosophie wird nicht im stillen Kämmerlein gemacht, sondern im offenen Raum“, behauptete der Gedankencoach. In der tat beweisen seit den 90er Jahren die „Cafés Philosophique“ in Frankreich, dass die Wahrheit in der rauen Wirklichkeit keineswegs im Elfenbeinturm ver-steckt ist. Was Paris, Bonn, Düren oder Heinsberg billig ist, wird der Herzogstadt nur recht sein. Als bietet in Analogie zu „Essen auf Rädern“ Markus Melchers seit 1998 über das Rheinland hinaus tiefsinnige Kost, Sternstunden der Philosophie frei Haus an. „Es geht darum, den Denkhorizont zu erweitern.“ Patentlösungen könne er nicht anbieten. Allein das Thema oder nur das Wort „Glück“ schimmert in tausend Schattierungen. Schließlich hält es niemand für eine leichte Aufgabe, ein unbeschreibliches Gefühl vergleichbar hinreichen zu beschreiben.
Nichtsdestrotrotz entwickelte sich die Jülicher Gesprächsrunde erfreulich, ohne Theorieballast schultern zu müssen. Es entfaltete sich eher ein praxis- sowie erfahrungsorientiert Dialog. Dem Meinungsaustausch stellte der Sokrates-Jünger drei Zitate zu Glücksvorstellungen voraus. Wie ein Archäologe Stein für Stein eine Ausgrabung erkundet, beleuchtet der Berufsden-ker und Buchautor Melchers Schritt für Schritt alle Aspekte des Glücks. Schnell wurde klar, das Werkzeug der Philosophen ist weniger ein grober Schrauben-, eher ein feiner Begriffsschlüssel. Welche Bedeutung hat der Terminus in diesem Fall?
Die Erkenntnis reifte, Glück sei mehr als nur etwas Individuelles. „Die philosophische Frage lautet, wer bestimmt das Glück?“ Im Alltag hat das Glück so viele Gesichter und Ansichten wie es Philosophen gibt: Behagen, Lust, Vergnügen, Zufriedenheit, Freude, Seligkeit Heil, ergo Lebensqualität. Die philosophische Ambulanz erzielt sichtlich die besten Resultate durch Kommunikation. (bs) |