Philosophischer Diskurs über die Liebe. Bonner Rundschau vom 13.02.2014 |
Auftakt des VHS-Semesters in der Voreifel - "Doppelspitze" geht in den Ruhestand
Von Gabriele von Törne
Rheinbach. Versonnen Liebeslieder vor sich hinträllernd empfing der Bonner Philosophieprofessor Hans-Joachim Pieper mit Markus Melchers, Gründer der philosophischen Praxis "Sinn auf Rädern" die Besucher im Rheinbacher Glasmuseum. "Liebe liegt in der Luft ... Alles ist Liebe, Herr Melchers, und die Liebe ist überall", flötete Pieper bei der Semester-Auftaktveranstaltung des Volkshochzweckverbandes (VHS) Meckenheim, Rheinbach, Swisttal mit Wachtberg, zu dem auch die Musikschule gehört.
Im Rahmen der offiziellen Begrüßung hatte Bürgermeister Stefan Raetz als Zweckverbandsvorsitzender zuvor das Ausscheiden von Hochschuldirektor Karl Hempel und dessen Stellvertreterin Karola Koglin angekündigt: "Wir danken Ihnen für Ihren Einsatz. In diesem Jahr werden Sie ihr Amt abgeben und vorher noch das 40-jährige Bestehen der Musikschule mit uns feiern."
Um "Die Liebe - Das volle Programm!" ging es dann im Dialog der beiden Philosophen, von denen Hans-Joachim Pieper die Position des bürgerlichen Romantikers einnahm, Markus Melchers in der Rolle des "Advocatus Diaboli" schlüpfte und als solcher den Alleinstehenden als Signum der Moderne postulierte. "Sie sind verliebt Herr Pieper", so lautete Melchers sachliche Diagnose. Auf die kritische Frage: "Sie haben doch nicht etwa etwas genommen?", machte sich Heiterkeit im Publikum breit.
Und die verstärkte sich noch als Markus Melchers zu beweisen suchte, dass bei Kollege Pieper dasselbe Hormon am Werk sei, das für das monogame Sozialleben der noramerikanischen Präriewühlmaus verantwortlich ist. Liebe sei nur ein biochemischer Vorgang mit einem natürlichen Verfallsdatum, dozierte der überzeugte Junggeselle überlegen, ein unnützes Phänomen, nichts weiter, und nur dazu da, die Art zu erhalten: "Liebe macht bekanntlich blind, und in der Regel ist es schlimmer. Am Ende geht es doch nur um die Befriedigung egoistischer Bedürfnisse."
Gegenspieler Pieper hingegen vetrat einen Traum, den Traum einer großen Liebe, voller Vertrauen und Hochachtung, von der Gesellschaft akzeptiert und mit Freundschaft und körperlicher Nähe. In Anlehnung an den griechischen Philosophen Platon und dessen Schrift Symposion beschrieb er die Liebe als eine Suche nach "unserer anderen Hälfte, die schon immer zu uns gehört hat und und die uns zu einem kompletten Menschen macht." Das sei etwas anderes als sein Glück an der Partnerbörse zu versuchen, erklärte er und löste damit Kopfschütteln bei Mitdisputant Melchers aus.
Und was geschieht, wenn ein Philosoph verliebt ist? "Wenn ein Philosoph auf die Straße tritt, bleibt von ihm auch nur ein gemeiner Mensch übrig: Und der sehnst sich nach Liebe", gab Pieper die Antwort mit den Worten des schottischen Denkers David Hume.
Doch schien der veliebte Gelehrte dann doch von der Realität eingeholt zu werden, als ihm seine Auserwählte am Ende per Anruf das "Aus" ihrer Liebe mitteilte. Die eineinhalbstündigen Ausführungen über die Liebe und ihre Tücken ließen bei den Besuchern trotz Aufforderung keinen Raum mehr für Fragen, doch machten sie Lust auf mehr VHS-Veranstultungen. Etwa auf den Vortrag des bekannten Zauberphilosophen Andino (Dr. Andreas Michel) über "Lachen und Humur als philosophische Probleme" am 13. März im Himmeroder Hof.
Mit mehreren Veranstaltungen widmet sich die VHS in diesem Jahr zudem dem Beginn des 1. Weltkrieges im August vor 100 Jahren. So wird der ehemalige Stabshauptmann Peter Baus am 12. Juni einen Vortrag über den Ersten Weltkrieg halten. Die Veranstltung ist gedacht als Vorbereitung auf eine Exkursion zu den Schlachtfeldern bei Verdun.
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