Erstes Philosophisches Cafe der Deutschen Kinderhospizakademie in Köln am 18. Oktober 2008
Ist Glück unvorstellbar angesichts des Todes? Oder gibt es besonders glückliche Momente des Daseins angesichts eines nahenden Todes? Kann es Glück geben, wenn ich weiß, was Unglück ist? Kann der Tod selbst ein Glück bedeuten? Große und brisante Lebensfragen nach dem Glück stellten Eltern von Kindern mit lebensverkürzenden Erkrankungen, trauernde Eltern, ehrenamtliche und hauptamtliche Mitarbeiter in der Hospizarbeit und interessierte Kölner im ersten Philosophischen Cafe im Rahmen der Kinderhospizarbeit. Die Deutsche Kinderhospizakademie hatte hierzu am 18. Oktober in den Ambulanten Kinderhospizdienst Köln eingeladen. Das Philosophieren über Glück bot Einblicke in Erlebniswelten, die sonst im Alltag schwer zugänglich sind. Es motivierte die TeilnehmerInnen zum Nachdenken im Aufeinerandertreffen mit dem Denken und den Erfahrungen der Anderen. Markus Melchers, bekannter philosophischer Praktiker aus Bonn, bundesweit mit der Philosophischen Praxis „Sinn auf Rädern“ unterwegs, stellte Glückszitate aus Philosophie und Sprichwortschatz an den Anfang des Gesprächs und moderierte anschließend eine bewegte philosophische Runde zwischen tiefem Nachdenken und heiterer Leichtigkeit über Lebensgefühle, -erfahrungen und – erinnerungen. Sinnfragen wie die nach dem kleinen und dem großen Glück stellen sich Menschen im Laufe ihres Lebens häufig. In der Auseinandersetzung mit einer lebensverkürzenden Erkrankung oder dem Tod eines Kindes jedoch hadern Familien mit ihrem Glück. Ungewollt mit dieser existenziellen Erfahrung konfrontiert stehen persönliche Konzeptionen gelingenden Lebens besonders in Frage. „Weitermachen“ wie bisher wird meistens unmöglich. Eigenes Glück oder das Glück des Kindes scheint unvorstellbar. Wenn es jedoch wieder unverhofft wächst, nimmt es oft veränderte Formen an, die bisher undenkbar waren. Manchmal sind es nur Glücksmomente, manchmal trägt dieses „neue Glück“ jedoch für eine ganz „unerwartete“ Zukunft. Auch die Begegnung mit Familien in dieser Situation berührt im tiefsten Sinne eigene Vorstellungen von Leben und Glück. Davon berichteten ehren- und hauptamtliche Mitarbeiter in der Kinderhospizarbeit. In den Prozessen mit Menschen, denen Sterben und Tod als Diagnose oder Tatsache widerfährt, erleben sie Verdrängung, Ohnmacht aber auch eine intensive Lebendigkeit. Das Hier und Jetztsein kann für alle Beteiligten plötzlich eine andere Bedeutung bekommen. Das spür- und erfahrbar zumachen kann Trost spenden, Kraft und Mut spenden, es kann auch glücklich machen: für den Moment oder dauerhaft. Mit dem ersten Philosophischen Cafe hat sich eine ungewöhnliche und anregende Perspektive über geglückte Momente und geglücktes Leben eröffnet. Damit wurde ein besonderes Stück Kinderhospizarbeit auf den Weg gebracht, das seine Forstsetzung in einem zweiten Philosophischen Cafe im Frühjahr 2009 zum Thema „Schmerz“ finden wird. |