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Der Tod ist nicht als Niederlage zu sehen, Aachener Zeitung vom 07.05.2015

Gut besuchte Podiumsdiskussion zum Thema Sterbehilfe in der Evangelischen Gemeinde Düren.
Auf dem Podium nahmen Platz: Dr. Martin Franke, Prof. Dr. Wolfram Höfling, Cornelia Kenke, Markus Melchers, Franz Müntefering, Dr. Michael de Ridder und Dr. Barbara Schwahn.

Düren. Wie wollen wir sterben? Ist Sterbehilfe legal? Und wenn ja, in welchem Maße? Hat jemand, der des Leidens müde ist und keine Aussicht mehr auf Linderung hat, das Recht, seinem Leben mit Hilfe eines Arztes ein Ende zu setzen?

Am Dienstagabend hat im großen Saal der Evangelischen Gemeinde zu Düren eine Podiumsdiskussion mit dem Titel „In Würde sterben – Sterbehilfe erlauben oder nicht?“ stattgefunden. Auf dem Podium haben Mediziner, ein Philosoph, zwei Theologinnen und Franz Müntefering Platz genommen. Müntefering, ehemaliger Vizekanzler, war als Präsident des Arbeiter-Samariter-Bundes angereist.

Kirchenkreis-Superintendent Jens Sannig leitete die Gespräche im gut besuchten Haus unter anderem mit den Worten ein: „Niemand nimmt sich gern das Leben.“

Elke Bennetreu übernahm die Moderation. Verschiedene Gedanken kamen zur Sprache. Dr. Martin Franke, Palliativmediziner im Hospizverein Düren, sagte: „Der Tod wird von vielen als eine Niederlage angesehen, das ist er aber nicht, stattdessen gehört er zum Leben.“ Dr. Barbara Schwahn, Abteilungsleiterin Seelsorge im Kirchenkreis Düsseldorf, gab im Hinblick auf Sterbehilfe zu bedenken: „In allen Bereichen des Lebens hat die Autonomie zugenommen. Wir bestimmen, wann das Leben beginnt, wie es aussieht, warum nicht auch, wann es endet.“

Worte wie „Schicksal“ oder auch „von Gott gegeben“ seien nicht mehr relevant. Arzt und Buchautor Dr. Michael de Ridder bezeichnete den Arzt an sich heute als Berater, der mit dem Patienten auf Augenhöhe agiert. Franz Müntefering ging auf die derzeitige Debatte im Bundestag ein. Dort soll ein Gesetz verabschiedet werden, das die Selbstbestimmung, die den Tod betrifft, regelt. Bei allen Überlegungen waren sich die Diskutanten einig, dass das Sterben sehr individuell zu sehen ist und weder kommerzialisiert noch reglementiert werden dürfe.

Pfarrerin Cornelia Kenke sagte: „Selbstbestimmung ist eine Art Fiktion.“ Der Jurist Prof. Dr. Wolfram Höfling hält es gar für unwahrscheinlich, dass ein entsprechendes Gesetz zur Sterbehilfe zu Stande kommt, maximal an eine Verschärfung des Ist-Zustandes glaubt er.

                                                                                                                                           gkli




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