Markus Melchers, Bonner freischaffender Philosoph und einigen Honnefern bereits bekannt aus seinem Vortrag über die "Philosophische Praxis" war erneut zu Gast beim Förderverein der Stadtbücherei. Gekommen war Melchers, um über den Wert der aktuellen Wertedebatte zu sprechen und mit seinen Zuhörern zu diskutieren. Einigkeit bestehe allgemein darüber, so Melchers, dass es Veränderungen in den gesellschaftlichen Werten gebe, aber es werde auch viel Panik gemacht. "Das späte Rom grüßt aus jeder Talk-Show, ohne dass unsere Werte hinterfragt werden. Die beklagte Verantwortungslosigkeit der Jugend, die im Übrigen schon seit antiker Zeit unter Generalverdacht stehe, habe viel damit zu tun, dass erwachsenen Menschen der Abschied vom Althergebrachten oftmals schwer falle. Zu einer Wertedebatte, fordert Melchers, gehöre aber auch die Überprüfung der Leit- vorstellungen in unserer Gesellschaft, die die Werte erst hervorbringe. Wenn also zunehmender Egoismus beklagt werde, müsste man sich dann nicht fragen, ob nicht genau dies von einem Marktgeschehen bestimmt werde, in dem Gewinnmaximierung der oberste Wert sei?! Keine Frage, es gebe berechtigte Sorgen und Ängste, zum Beispiel über unser Bildungssystem, aber "subjektive Befindlichkeiten und der gestiegene Komplexitäts-grad des alltäglichen Lebens führen dazu, dass wir uns nach der guten alten Zeit zurücksehnen. Genau dies steht aber einer fundierten Wertedebatte entgegen. Es gibt eben keine einfachen ‚Instant-Lösungen'." Melchers, der zusammen mit seinem Kollegen Thomas Ebers seine Ansichten über die Wertedebatte, philosophisch fundiert und gut lesbar, in einem Buch zusammengefasst hat ("Vom Wert der Wertedebatte", Herder Verlag, 2002) kritisiert diejenigen, die nur noch von Werteverfall und Katastrophen reden. Als Beispiele nennt er die populären Publikationen von Petra Gerster, "Der Erziehungsnotstand" und Susanne Gaschke, "Die Erziehungskatastrophe". Melchers: "In diesen Büchern werden unsere Werte nicht hinterfragt und begründet, sondern nur das wiederholt, was in den Feuilletons oder der Tagesschau gesagt wird - und das möglichst reißerisch." SCHOE |