Sparmythen. F.A.Z.Hochschulanzeiger, November 2003 |
...Der Mythos: Geiz ist geil Die Wahrheit: Direkt vorweg: Dieser Spruch, dieser Mythos ergibt keinen Sinn - zumindest wenn man Kant folgt. Warum das so ist? Da schaut man am besten erst einmal nach der Definition. Die besagt nämlich, daß der Geizige zwar das Potential, sprich den Reichtum hat, sich Genüsse zu gönnen, dies aber nicht tut, sondern sich nur an seinem abstrakten Besitz erfreut. Daß dieses nicht genußvolle Handeln nicht geil ist, liegt wohl auf der Hand. Und noch mehr: Es ist außerdem auch noch unsittlich', denn es verletzt die Pflicht, mit sich selbst (und somit anderen) sittlich, vernünftig, liebevoll umzugehen. Darüber hinaus: Geiz ist geil' würde ja übersetzt bedeuten Knickerigkeit ist super' - und dem würde ja wohl auch keiner zustimmen. Außer vielleicht Schopenhauer. Der behauptet, Geiz gehe zumindest schon einmal vom richtigen Grundgedanken aus. Denn alle Genüsse wären nur von kurzer Dauer und werden vom Leiden abgelöst. Der kluge Realist verzichte daher direkt auf alle Genüsse, dann wird er nicht immer wiederenttäuscht. Aber ob die Konsequenzen aus diesem Gedanken so richtig sind, sei einmal stark in Frage gestellt." Markus Melchers, Philosoph aus Bonn,www.Sinn-auf Rädern.de.
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