GANZ PERSÖNLICH, BONNER RUNDSCHAU vom 12.02.2004 |
Auf Anforderung kommt Philosoph ins Haus. Markus Melchers bietet seit fünf Jahren "Sinn auf Rädern" - Mittlerweile sehr erfolgreich Markus Melchers ist praktischer Philosoph. Vor fünf Jahren gründete er sein Unternehmen "Sinn auf Rädern", und inzwischen kann er davon leben. Schon in der Schulzeit lernte der 1963 in Koblenz Geborene philosophische Lebensberatung kennen; ein Lehrer erzählte von einer philosophischen Praxis: Der berufliche Grundstein war gelegt. Das Studium der Philosophie, Vergleichenden Religionswissenschaften und Geschichte in Bonn tat Weiteres. Philosophische Praxis meint: Lebensberatung mit den Mitteln der Philosophie, in Abgrenzung zu psychologischer Beratung. "Es geht nicht um therapeutische Behandlung, warum also eine Praxis?", fragte sich Melchers. Und zog die Sache anders auf: "Ich komme zu Ihnen nach Hause", sagt er den Menschen, die ihn anrufen, und fügt gerne hinzu: "Oder an jeden anderen Ort der Welt, wenn Sie die Reisekosten übernehmen." Der Philosoph spricht nicht von Kunden oder Klienten, sondern von Gastgebern, die er zum Beratungsgespräch besucht. "Die Grenzen werden zuvor telefonisch abgesteckt", erklärt er. So muss klar sein: "Ich biete keine Behandlung oder Heilung für psychische Krankheiten. Ich zeige Entscheidungs-möglichkeiten auf, und mein Gastgeber wählt." Auch die Frage des Geldes wird im Vorfeld geklärt. Das Honorar ist verhandelbar, Untergrenze 50 Euro. In fünf Berufsjahren ist es übri-gens nur zweimal vorgekommen, dass ein Gastgeber nach dem ersten Telefonat zurücktrat. Kein Wunder: "Wer mich anruft, hat bereits eine gewisse Hürde überwunden." Der 41-Jährige führt nicht nur Beratungsgespräche mit Gastgebern in deren Wohnzimmer, auch beim Spaziergang oder im Café. Den Führerschein besitzt der mobile Sinnstifter nicht - er tritt in die Pedale, ist per pedes unterwegs oder benutzt den öffentlichen Nachverkehr. Denn als seine Eltern ihm den Führerschein finanzieren wollten, winkte er ab und wollte das Geld lieber ausbezahlt haben. "Dann kaufst du dir sowieso Bücher!", durchschauten die ihren Sohn. Bücher hat er inzwischen Tausende gekauft und gelesen. An die 5000, schätzt er, dürften sich in seinen Regalen befinden. Denn Wissen ist sein Kapital. Zu "Sinn auf Rädern" gehört auch das "Philosophische Café", mit dem Melchers in Bonn und Umgebung erfolgreich unterwegs ist. Rund 50 Teilnehmer - sie haben studiert oder nicht und sind in der Regel über 30 Jahre alt - kommen jeden Monat in das Kulturbistro "Pauke", um über jeweils vorgegebene Themen zu diskutieren. "Wann ist ein Krieg gerecht?", fragte Melchers im Mai 2002. In der nächsten Woche möchte er mit dem Thema "Der Wert des Privaten" einen Kontrapunkt zum Karnevalstrubel schaffen. BARBARA BUCHHOLZ |