Laienphilosophen lachen gerne; General-Anzeiger Bonn vom 23.02.2011 |
Jubiläum in der Pauke: Unterhaltsame Diskussionen beim 150. Philosophischen Café
Von Stefan Knopp
Weststadt. Ist Lachen eine bewusste Form der Kommunikation oder etwas, das einen unbewusst überkommt? Lachen wir über Missverhältnisse oder über das Unerwartete? Lachen Menschen weniger, je älter sie werden? Und warum lachen Philosophen nicht? Fragen über Fragen – im 150. Philosophischen Café im Kulturbistro Pauke konnte man sie stellen, erörtern und zu widerlegen versuchen.
Wie gewohnt gab Moderator Markus Melchers, studierter Philosoph, drei Zitate zum Thema Lachen vor, und die rund 90 Leute diskutierten munter drauflos. Mit Aussagen wie „Lachen über Dinge, die einen belasten, hat auch etwas Befreiendes“ und „Wenn man nicht lachen kann, ist man zu sehr in den Dingen drin“ brachten die Besucher eigene Ideen ein, daneben zitierten sie auch alte chinesische Weisheiten wie „Lachen ist die eleganteste Art, die Zähne zu zeigen“. Lachen wurde als Seelenzustand, als Kommuni-kationsmittel, als Medizin, als ansteckend und vieles mehr definiert; die Gäste diskutierten, ob das Lächeln bei Babys ein biologisches Programm oder eine seelische Regung sei, und überlegten, warum in Kirchen nur wenig gelacht wird.
Die Diskussion lud zur Beteiligung ein, weil man – zwar nicht unwidersprochen, aber ungestraft – auch provokante Thesen in den Raum werfen konnte. Etwa die, dass Lachen ein emotionaler Reflex sei, der wie alle Reflexe den bewussten Denkprozess übergeht. Da fühlte sich mancher am Intellekt gepackt und widersprach, wobei gleich mehrfach das Verstehen eines lustigen Umstands mit dem körperlichen Lachereignis gleichgesetzt wurde. Melchers versteht sich als „philosophischer Praktiker“ und gestaltet sein Philosophisches Café als Massenbrainstorming. 1998 war es eins der ersten in Nordrhein-Westfalen, heute ist es eins von wenigen, die sich mit ungebrochenem Erfolg gehalten haben. „Ich habe es gegründet, weil ich zeigen wollte, dass Philosophen und Philosophie auch außerhalb der Universität Platz haben.“
Jeden dritten Freitag im Monat kommen zwischen 30 und 90 Interessierte in die Pauke, um sich immer anderen Themen zu widmen. In den vergnüglichen zwei Stunden, die Melchers wie gewohnt mit einer Zusammenfassung des Gesagten beendete, zeigt sich: Zumindest Laienphilosophen lachen sehr wohl. |