Worin drückt sich die Würde des Menschen aus? Das Philosophische Café; blick aktuell (Vallendar) vom 10.04.2017 |
Viele Gäste kamen zum ersten Philosophischen Café. Vallendar. Das ist neu und einmalig – zumindest in Vallendar. In der Residenz Humboldthöhe gibt es nun ein Philosophisches Café. Erstmalig öffnete es letzten Mittwoch. Der Duft von frischgebackenen Waffeln weht durch das Restaurant. Der Clubraum ist mit 38 Personen mehr als voll besetzt. „Wir freuen uns sehr, dass so viele Interessierte heute gekommen sind, auch aus Vallendar und Umgebung“, sagt Dagmar Hett. Sie ist die Veranstaltungsleiterin der Residenz. „Unser Philosophisches Café ist offen für jedermann. Bewohner von Vallendar können an den Caféhaustagen sogar kostenlos unseren Hausbus zur Residenz nutzen“, so Dagmar Hett weiter.
Zu Gast war der Philosoph Markus Melchers. Er ist einer der wenigen Menschen in Deutschland, die eine philosophische Praxis betreiben – und zwar in Bonn. In seiner philosophischen Praxis will er Orientierung geben. Er schreibt dazu auf seiner Homepage: „Verbinden sich doch in ihr (der Philosophie) Besonnenheit, Ernsthaftigkeit und große Erfahrung zur Fähigkeit, sich auf verstehendem Wege dem Menschen und seiner Probleme zuzuwenden. Entgegen einem weitverbreiteten Vorurteil greift philosophisches Denken so konkret in den Alltag ein.“ Melchers begleitet philosophisch eine ganze Reihe von Einrichtungen und Veranstaltungen durch Vorträge und Gesprächskreise und berät auch einzelne Personen zu Lebensfragen.
Die Würde des Menschen
„Die Würde des Menschen“ stand an diesem Nachmittag in der Residenz Humboldthöhe im Gesprächsmittelpunkt. Melchers gab Zitate von den Philosophen Immanuel Kant, Thomas v. Aquin und Blaise Pascal bezüglich Würde des Menschen zum Gesprächsimpuls in die Runde und bat um die Meinung der Zuhörer. Da staunte man nicht schlecht: Ruckzuck gingen, wie in der Schule, die Finger in die Höhe. Man hatte den Eindruck, die Caféhausbesucher haben auf solch eine Möglichkeit des Austausches nur gewartet. Es entwickelte sich ein sehr lebendiges Gespräch zwischen den Gästen und dem Philosophen und auch zwischen den Besuchern untereinander. Auch gab es Gäste, die einfach nur interessiert zuhörten. In lockerer und wohltuender Atmosphäre bündelte Markus Melchers das Gesagte, führte auf neue Spuren.
Konsequenzen aus meinem Handeln
Die Würde eines Menschen entstehe durch sein Bewusstsein, so Melchers Begriff. Er habe die Möglichkeit sich zu fragen, welche Konsequenzen sein Denken und damit sein Handeln hat; was ändere sich am Sein und Tun, wenn sich eine mögliche Erkenntnis ändere, welche Rechte leiteten sich davon möglicherweise ab. Kann mir jemand meine Würde nehmen und wenn ja, wie? Ein individuelles Schamgefühl, so der Philosoph, sei ein Indikator dafür, dass die eigene Würde verletzt sei. Der Wesenskern des Menschen sei seine individuell gefühlte Freiheit, ist dieses Gefühl verletzt, ist auch seine Würde verwundet.
Die Evidenz der Würde
Die wirklich kurzweilige Veranstaltung beendete Markus Melchers mit einem Zitat von Werner Maihofer: „Dass es so etwas wirklich gibt wie die Würde des Menschen und was sie bedeutet, wird uns nirgendwo eindrücklicher erfahrbar, als in den Grenzsituationen ihrer äußersten Infragestellung.“ BUZ
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